Auf den Spuren der Habsburger: Königsfelden – Habsburg – Muri
- pia.m.casanova
- 5. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Am 4. Oktober um zehn Uhr war es wieder so weit: Unsere Gruppe versammelte sich im milden Herbstlicht am Bahnhof Brugg. Von der Windischer Seite her startete unser Ausflug auf den Spuren der Habsburger – zuerst zum Kloster Königsfelden, weiter zum Schloss Habsburg und schliesslich zum Kloster Muri.
Königsfelden – Erinnerung und weibliche Stärke
Das Doppelkloster Königsfelden wurde von Elisabeth von Görz-Tirol, der Witwe des 1308 ermordeten Königs Albrecht I. von Habsburg, am Ort seiner Ermordung bei Windisch gestiftet. Es sollte ein Ort des Gedenkens für die Familie sein – und wurde bald zu einem der bedeutendsten geistlichen Zentren im Aargau.

Die Geschichte des Klosters ist eng mit zwei Generationen habsburgischer Frauen verbunden: Elisabeth als Stifterin und ihre Tochter Agnes von Ungarn, die Witwe des ungarischen Königs Andreas III.. 1317 übersiedelte Agnes nach Königsfelden. Mit ihrer Mitgift, kluger Verwaltung und geschickter politischer Verhandlungskunst führte sie das Kloster zu wirtschaftlicher und kultureller Blüte. Sie war nicht nur Gönnerin, sondern auch eine Frau mit Machtinstinkt und diplomatischem Geschick – eine beeindruckende Figur ihrer Zeit.

Besonders faszinierend sind die Glasfenster im Chor der Klosterkirche. Zwischen 1320 und 1360 entstanden – also genau in der Zeit, in der Agnes in Königsfelden wirkte – gehören sie zu den bedeutendsten Werken spätmittelalterlicher Glasmalerei. In leuchtenden Farben erzählen sie die Passion Christi, umrahmt von Szenen seiner Geburt und Auferstehung. Daneben begegnen wir Franziskus, Klara und den Aposteln – in einem fein abgestimmten Dialog aus Theologie, Kunst und habsburgischem Selbstverständnis.Die Fenster wirken wie ein mittelalterliches Bilderbuch: jede Szene eine Miniatur aus Glas, jede Farbe ein Bekenntnis im Reich des Glaubens.
Schloss Habsburg – Ruine, Rundflug und Jägerstube

Von Windisch fuhren wir weiter zur Habsburg, dem Stammsitz der Habsburger Dynastie, von wo aus sie einst ihr Weltreich begründete. Zuerst stiegen wir zu den Ruinen des Vorderbaus hinauf – heute sind nur noch Teile des hinteren Baus erhalten, doch die Mauern erzählen genug, um die Vorstellungskraft zu beflügeln.

Anschliessend erlebten wir einen virtuellen 360-Grad-Rundflug über die Burg um das Jahr 1200. Mit VR-Brillen ausgerüstet, begaben wir uns auf Habichtsflug über die Welt der frühen Habsburger – ein Erlebnis, das bei allen für Staunen und Begeisterung sorgte.
Zum Abschluss stärkten wir uns bei einem feinen Mahl in der Jägerstube des Schlossrestaurants – ohne Aussicht, dafür in gemütlicher Atmosphäre und mit reichlich Gesprächsstoff über das eben Gesehene.
Muri – Architektur mit Humor erklärt
Am Nachmittag führte uns Peter Käch durch die Klosterkirche St. Martin in Muri. Mit viel Witz und Fachwissen erzählte er von der langen Baugeschichte – von den romanischen Fundamenten über gotische Umbauten bis zum barocken Glanz.

Besonders eindrücklich ist das Oktogon, das zwischen 1694 und 1697 in das bestehende romanische Kirchenschiff hineingebaut wurde. Dieser achteckige Zentralraum bildet das Herz eines der grössten Kuppelbauten der Schweiz. Die Verbindung von alten Mauern und barocker Raumfülle fasziniert bis heute.
Peter Käch verstand es, uns die Bedeutung des Gotteshauses und seiner Fresken nahezubringen: Nach den Schrecken des Dreissigjährigen Krieges lebten die Menschen im Freiamt in ärmlichen, russgeschwärzten Hütten. Der Besuch der lichtdurchfluteten, von Weihrauch und Musik erfüllten Kirche war für sie ein Fest für alle Sinne – eine Art „Sonntagsparty des Barockzeitalters“, Die Fresken vermittelten den meist analphabetischen Gläubigen die biblischen Geschichten – anschaulich, leuchtend und tröstlich zugleich.
Ein Tag voller Geschichte und Begegnungen
Von den farbigen Glasfenstern in Königsfelden über den virtuellen Flug über die Habsburg bis zur Kuppel von Muri – dieser Tag stand ganz im Zeichen von Licht, Geschichte und Begegnung.
Unser nächstes Event führt uns – im übertragenen Sinn – weg vom Aargau und von der Schweiz: Wir verlassen sogar Europa und befassen uns mit der Geschichte Kanadas. Am 31. Januar 2026 starten wir unsere kleine Reihe zu Kanada. Nach heutiger Planung findet das Seminar – natürlich – in Windisch, im Zentrum für Bildung, statt.



Kommentare